THE ECHOING GREEN

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Description

The Echoing Green
für Violine und Klavier (1989)

Peter Rainer, violin / Yoriko Ikeya, piano

 

 

Das Kinderlied: “Ich bin das ganze Jahr vergnügt” dient als Grundlage eines Prozesses der Umformung und Auflösung, wobei es an keiner Stelle in seiner Originalgestalt auftaucht. Schon in seiner ersten Präsentation zu Beginn des Stückes hat sich dieses eigentlich fröhliche Lied fast bis zur Unkenntlichkeit in ein melancholisches, kaum greifbares Thema, gleichsam eine verschwommene Erinnerung an die Kindheit verwandelt. Durch verschiedene Umwandlungsprozesse entfernt sich die Textur von dem ursprünglichen Kinderlied bis hin zum Vergessen. Das Sieb des Eratosthenes, ein mathematisches Verfahren zur Erstellung einer Primzahlentabelle, und der Einsatz von magischen Quadraten dient zur Umgestaltung der Tonhöhen des Liedes. Mithilfe musikalischer Echoformen weichen die Liedkonturen auf und Echo als Widerhall zwischen Erinnern und Vergessen, greift auch den Beckettschen Begriff des Echos, als “Residua” auf. Die Idee des Echos kann also durchaus auch literarisch-philosophisch betrachtet werden. Die vier verschiedenen Sätze entsprechen Musikalisierungen des Echos: Im ersten Satz schaffen Vorschläge und Unisoni Reperkussionen; das besondere klangliche Verhältnis des temperiert gestimmten Klaviers zur pythagoräisch gestimmten Violine wird als Intonations-Echo besonders im zweiten Satz hörbar: Oktavversetzungen werden zu Echos im dritten Satz der Wechsel von arco- zu pizzicato-Spiel im Violinpart wie auch die dort vorkommenden “Quasi-Unisoni” schaffen Echowirkungen im vierten Satz in dem aus dem durchgearbeiteten Kinderlied eine neue, schmerzlich intensive Melodie entsteht.