Beschreibung
Riuti (Rodungen und Wüstungen)
für Schlagzeug (1 Spieler)
Rodungen: Schritt im menschlichen Bewusstsein vom Beherrschtsein der Natur zum Beherrschen der Natur. Höhere Bewusstseinsstufe (?) hat zur Folge, die Natur zu nutzen (Jetzt spätestens sie auszunutzen!)
Zunächst hatte dies Folgen in der Kultivierung von Gras, Hafer und Korn. Im Züchten von Pflanzen zu Nahrungsmitteln, anstelle von nomadisierendem Suchen nach Nahrung. Die Rodungstätigkeit der ersten Siedler zeigt sich heute noch in den Flurnamen, deren Wortstamm dem althochdeutschen Wort für Roden: Riuti enthält. Namen wie „Reuth“ oder „Neugereuthäcker“ werden zum Gegenstand des Schlagzeugstücks. Die Namen werden quasi zurückübersetzt in die amorphe Materie, die sie ursprünglich bezeichneten. Die Benennungen der Landschaft werden aufgelöst. Die Namen der Wüstungen – eine rückläufige Bewegung: die Auflösung der
Siedlungen, der Verfall des der Natur abgerungenen Bodens – werden im zweiten Teil in Klang rückübersetzt um schließlich den Kreis des Prozesses Natur – Rodung – Kultur – Wüstung – Natur zu schließen, der
in Riuti dargestellt wird. An den formalen Wendepunkten spricht der Schlagzeuger die Namen zusammen mit den übersetzten Klängen. Auch die in Klang aufgelösten Namen lösen sich schließlich in Luftschläge auf, die die Wucht des einstigen Eingriffs des Menschen in Natur ahnen lassen.
Notes on Walter Zimmermann’s Riuti: Rodungen und Wüstungen, Jonathan Hepfer, University of California – San Diego
Notes on Walter Zimmermann's Riuti by Jonathan Hepfer