Beschreibung
Walter Zimmermann
Skies שמיים (1993-2024)
The Viola in Walter’s Life
für Julia-Rebekka Adler
1 Quattro Coronati (1999)
2 Taula (2003)
3 Sha ma yim (2016)
4 Melopöie (2000/2024)
5+6 Die Sorge geht über den Fluss I & II (1993/2000)
7 denn von Echos lebst du (2010/2024)
1) Quattro Coronati
für Violoncello Piccolo oder Viola entstand im März 1999 in Rom als kleine Gabe zum 70sten Geburtstag von Dieter Schnebel, in Erinnerung an einen gemeinsamen Besuch des unheimlichen Klosters Quattro Coronati, den Text von Iris Schnebels Mutter Marie Luise Kaschnitz „Die böse Nonne“in der Manteltasche. Das Stück entstand in San Lorenzo fuori le muri, unweit des Friedhofs, auf dem Scelsi begraben wurde. Dieser Stadtteil wurde im zweiten Weltkrieg bombardiert und so war es nicht erstaunlich die empörten Reaktionen angesichts des ausbrechenden Jugoslawienkrieges der Nato zu erfahren. Der Cellist intoniert den Luthersatz: „Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“
Version für Viola. In memoriam Yossi Gutmann, gest. 16.12.2019
2) Taula
„Durch diese Tafel [Taula=Buchstabenquadrat] ist die Vernunft auf- und absteigend. Aufsteigend ist sie, weil sie zu den ersten und allgemeinen Dingen emporsteigt. Absteigend ist sie, weil sie zu den nachgeordneten und besonderen Dingen hinuntersteigt.“ aus: Ars Brevis von Roman Llull
3) Sha-ma-yim — Himmeln
„Schw-wi-wirren Gedanken die immer nicht haften/ und grauen. Weiß man/ wohin mit den Geschwindigkeiten./ Und jetzt/ – tief oben – alles/ Lichtung.“ Felix Philipp Ingold aus: Himmeln (2003)
4) Melopoië (Musik für Wittgenstein #2)
„Ich sollte mich nicht wundern wenn die Musik der Zukunft einstimmig wäre. Oder ist das nur, weil ich mir mehrere Stimmen nicht klar vorstellen kann? Jedenfalls kann ich mir nicht denken da. die alten großen Formen (Streichquartett, Symphonie, Oratorium etc.) irgend eine Rolle werden spielen können. Wenn etwas kommt so wird es – glaube ich – einfach sein müssen, durchsichtig. In gewissem Sinne nackt.“ Ludwig Wittgenstein (ms-183, 3.10.1930, S.41)
5+6) Die Sorge geht über den Fluss I+II
für Violine bzw. Viola Solo geht auf die 220. Fabel von Hygin zurück: „Als einst die Sorge Über einen Fluss ging, sah sie tonhaltiges Erdreich, sinnend nahm sie davon ein Stück und begann es zu formen. Während sie bei sich darüber nachdenkt, was sie geschaffen, tritt Jupiter hinzu. Ihn bittet die Sorge, dass er dem geformten Stück Ton Geist verleihe. Das gewährt ihr Jupiter gern. Als sie aber ihrem Gebilde nun ihren Namen beilegen wollte, verbot das Jupiter und verlangte, dass ihm sein Name gegeben werden müsse. Während über den Namen die Sorge und Jupiter miteinander stritten, erhob sich auch die Erde (Tellus) und begehrte, dass dem Gebilde ihr Name beigelegt werde, da sie ja doch ihm ein Stück ihres Leibes dargeboten habe. Die Streitenden nahmen Saturn zum Richter. Und ihnen erteilte Saturn folgende anscheinend gerechte Entscheidung: ‚Du, Jupiter, weil du den Geist gegeben hast, sollst bei seinem Tod den Geist, du, Erde, weil du den Körper geschenkt hast, sollst den Körper empfangen. Weil aber die Sorge dieses Wesen zuerst gebildet, so möge, so lange es lebt, die Sorge es besitzen. Weil aber über den Namen Streit besteht, so möge es homo heissen, da es aus humus (Erde) gemacht ist.“
7) denn von Echos lebst du
„Vernachlässige nicht das Echo; denn von Echos lebst du. — Reb Prato“ aus Das Buch der Fragen von Edmond Jabès
In memoriam Agneszia Dubiak gest. April 2015
SKIES - The Viola in Walters Life 28-06-2025