Beschreibung
Fragmente der Liebe
nach Roland Barthes
für Saxofon bzw. Bassetthorn und Streichquartett (1987)
Emanatio / Conversio / Remeatio (Stimmen leihweise)
Fragmente der Liebe
Das Stück unternimmt den Versuch, die 80 alphabetisch gereihten Begriffe des Buches „Fragments d’un discours amoureux“ von Roland Barthes in musikalische Figuren zu übersetzen (und ist ein Prolog zu einem größeren Projekt, in dem die metaphorische Repräsentation der Figuren in eine metonymische Verzeitlichung aufgelöst wird). Dabei fungieren die französische Originalreihung mit der Reihung der deutschen Übersetzung als struktureller Katalysator zwischen Tenorsaxofon und dem Streichquartett. In drei Sätzen: Emanatio, Conversio, Remeatio, bewegt sich der Dialog zwischen den antagonistischen Klangkörpern aus einer Paralyse zu einer Möglichkeit und aus einer Irrealität zu einer Wirklichkeit. Roland Barthes konnte die Klangverlebendigung der Figuren nicht treffender beschreiben: „Jede Figur blitzt auf, vibriert allein wie der aus einer Melodie herausgelöste Ton oder wiederholt sich bis zum Überdruß wie das Motiv einer in sich kreisenden Musik. Keine Logik hält die Figuren zusammen, determiniert ihre Nachbarschaft: die Figuren stehen außerhalb von Syntagma und Bericht; es sind Erynnien; sie ereifern sich, prallen aufeinander, beruhigen sich, kehren wieder, entfernen sich. Dis-cursus – das meint ursprünglich die Bewegung des Hin-und-Her-Laufens, das ist Kommen und Gehen, das sind ‚Schritte‘, ‚Verwirklichungen‘ Der Liebende hört in der Tat nicht auf, in seinem Kopf hin und her zulaufen, neue Schritte zu unternehmen und gegen sich selbst zu intrigieren. Diese Sätze sind Figurenmatrizen, und zwar eben deshalb, weil sie in der Schwebe bleiben: sie sprechen den Affekt aus und halten dann inne“.
Roland Barthes „Fragmente einer Sprache der Liebe“, S.15-20 Frankfurt am Main 1984